Wisst Ihr was, ich find das Mädel cool. Die iss putzmunter, neugierig und für jeden Spaß zu haben. Einfach klasse, die Kleine. Angst? Nö. Nur wenn sie wirklich in für sie nicht verständlichen Situationen iss. Und auch dann ist sie meist immer noch gelassen genug zu gucken, wie wir damit umgehen.

Außerdem fängt sie an, ihre Sache zu machen, auch wenn wir nicht dabei sind. Um den ganzen Spielplatz unterwegs mit ihrem Vogel, ohne Sichtkontakt zu einem von uns. Neulich ist sie auf einem unbekannten Spielplatz abgezogen, hat sich neben ein älteres Kind gesetzt und mitgebuddelt.
Zwei, drei mal geguckt, ob wir noch da sind wo sie und verlassen hat ... waren wir aber nicht. Gefunden hat sie uns auch nicht aber das war nicht so wichtig. Bei den ersten derartigen Versuchen haben wir ihr immer noch gesagt, wo wir sind. Jetzt ist sie oft schon soweit weit weg, dass sie Nora oder mich auf den vollen Spielplätzen gar nicht hört, wenn wir sie rufen. Tjo und wenn sie uns nicht findet, ist das für sie scheinbar auch okay. Irgendwo werden wir schon sein. Kommt ja auch immer jemand, wenn was ist.

Bei aller Kritik bezüglich der Einschränkungen, die sich vor allem Nora oft macht, Naira klebt jedenfalls nicht an ihr. Sie hat den Zeitpunkt, an dem sie sich traut, den Sichtkontakt und die Rufweite zu verlassen selbst gewählt und kommt damit wunderbar klar. So haben wir uns das vorgestellt. So darf´s weitergehen.

Entsprechend fühlt es sich auch an, wenn ich sie an der Hand habe. Früher was es oft Sicherheit erwarten. In fremde Räume ging sie nur, wenn eines von uns an der Hand oder zumindest ganz in der Nähe war. Heute isses ein Form von Kuscheln oder Kommunizieren. Und manchmal einfach wirklich nur Hilfe, wenn sie etwas macht, wobei sie sich nicht sicher stehend fühlt. Durch bremsende Züge laufen, obwohl sie das auch schon gut kann, auf meterlangen Fensterbrettern balancieren oder im Wartesaal von irgendwelchen Ämtern von Stuhl zu Stuhl steigen.

Am Wochenende waren wir wegen Wohnungssuche bei den Großeltern. An manchen Punkten gehen mir meine Alten echt auf´n Keks. Einiges scheint doch äußerst schwierig zu verstehen zu sein. Das fängt bei so Kleinigkeiten wie "Sag Opa Gute Nacht!" an. Naira wünscht wem was sie will und kommuniziert nach ihren Bedürfnissen, soweit unsere Prämisse. Das iss natürlich in der Praxis immer abzuwägen. Aber so was wie "Sei brav und mach das so ..." fällt aus. Die wird "brav" wenn sie brav sein will und wenn nicht dann wird da auch nicht dran rumdressiert. Götterse muss das schwer zu verstehen sein.

Es ist anstrengender, meinen Ellies beizubringen, wie wir uns das denken, als Naira die Welt zu erklären. Manchmal schnallen sie es, manchmal leuchtet ihnen nicht die Bohne das Prinzip ein.
Als sie neulich mit meinem Vater "meine Nase, Opas Nase" gespielt hat und den Teil mit Opas Nase nicht gleich schnallen konnte (Wer iss denn Opa?), griff selbiger ihre Hand und tatschte sie auf seine Nase, ein bisschen auch gegen ihren Willen. Ich hab ihm deutlich gesagt, dass er bitte das Kind gar nicht erst daran gewöhnen soll, dass es irgendwem irgendwohin grabscht, wenn sie das nicht will.
Das hat er immerhin kapiert und selbiges nicht noch mal versucht. Wenn er jetzt noch aufhören würde, über das Kind zu lachen, statt mit ihm, und nicht laufend irgendwelche Dinge in Nairas Handlungen und Äußerungen hineininterpretieren würde, vor allem laut, die garantiert nicht drin sind, wäre schon viel gewonnen. Aber gut, es ist in Arbeit.

Bezeichnend aber lustig fand ich auch, als sie beim Essen am Tisch Arme hochwerfen und schreien gespielt hat. Nora, Night und ich haben mitgespielt. Lustiges rumkreischen. Die Kleine fand´s gut. Aktion-Reaktion, Energie loswerden, Kommunikation und außerdem macht es einfach Spaaaaaaaaaaaaaaaß rumzualbern. Je lauter, umso besser.
Opa hat es nur so nach ´nem dezenten Blick hinbekommen, sich auch zu bewegen und sich wie ein altes Affenmännchen auf die Brust geklopft. Darauf iss Naira zwar nicht eingegangen. Aber immerhin hat er mitgespielt, was sie "normal" fand.
Meine Mutter fand das alles nur peinlich und versuchte mit Übersprungshandlungen aus der Situation zu kommen, auch weil sie offensichtlich im Gegensatz zu allen anderen Anwesenden, inklusive aller Erwachsener, nicht mit konnte. Spielen verboten. Wo kamen noch gleich meine Bremsen im Kopf her? Schade, dass ich ihr da im Moment nicht wirklich gut helfen kann. Die Frau ist gelernte Krippenerzieherin und hat ihr Leben in Säuglings- und Kinderheimen verbracht *koppkratz*

Neulich sind wir auf einem Parkplatz rumspaziert. Es lagen ein paar abgefallene Blätter auf dem Boden und Naira war völlig fasziniert, dass sich die Dinger bewegen können. Erklärungen von wegen Wind, versteht sie noch nicht wirklich. Ich hab mich auf die Erde gelegt und an die Blätter gepustet. Flutsch hatte ich ein Kind neben mir das voller Begeisterung mitgepustet hat. Nicht dass sie das dann wirklich kapiert hat. Aber Spaß hatten wir drei alle Mal. Die Kleine iss vor lauter Gackern kaum zum Pusten gekommen ...

Gut finde ich auch, dass Naira Sachen probiert, die nicht beim ersten Mal nett sind. Gestern hat sie sich ein halbes Glas Wasser von oben übers Gesicht gekippt. Augen zu, heftig atmen und dann etwas bedrippelt gucken. Glücklicherweise hat sie sich nicht von meiner Mutter irritieren lassen, für die gleich mehrere schreckliche Dinge auf einmal passiert sind. Kind hat sich selbst in eine hochdramatische Gefahr gebracht, - immerhin ging das 0,2 Sekunden mit dem Atmen nicht planmäßig - es war nass, das Wasser müsste nachgefüllt werden ... Die anderen Erwachsen sind entspannt geblieben und haben es höchstens beruhigend kommentiert. Was dazu führte, dass die andere Hälfte Wasser aus dem Glas auch noch im Gesicht gelandet iss. Das war dann lustig, hat sie nicht erschreckt und außerdem weiß sie jetzt, dass sie durch Wasser nicht atmen kann, wovor sie aber keine Angst haben muss - im Gegensatz zur Oma. Und mensch kann auch mit nassen Klamotten Abendbrot essen, das eine hat mit dem anderen nix zu tun. Oder?

Seltsamerweise ist Oma dann aber wieder erstaunt, dass Enkelin mit hoher Konzentration und Ruhe über wirklich lange Zeit Bücher angucken kann. Mal sehen, wie oft ich es noch versuchen muss, ihr zu erklären, dass das eine zum anderen gehört. Während die Kleine mit 30 Jahre alten Matchbox Autos wirft.

Sagte ich schon, dass ich Naira cool finde?

(Datt steht auch hier.)